12.04.2023

Flexibilität setzt sich durch - Linerless-Etiketten im Fokus

Seit einiger Zeit erobern Linerless-Etiketten immer mehr Märkte. Längst spielen sie ihre Vorteile auch weit jenseits der Frucht- und Gemüseregale der Supermärkte aus. Was Hersteller und Auftraggeber wissen müssen.

Ähnlich wie bei einem gewöhnlichen Haushaltsklebeband liegt beim Linerless-Etikett die Klebstoffschicht ohne eine nicht klebende Zwischenschicht (Release-Liner) direkt auf der darunterliegenden Papier- oder Folienlage. Dies bringt eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich: Neben der vereinfachten Produktion ist vor allem die massive Einsparung von Material zu nennen, sind doch rund 50 Prozent eines konventionellen Etiketts normalerweise Abfall. Denn die typischen Release-Liner, auf die Etiketten vor dem Gebrauch aufgebracht sind, können aktuell meist nicht recycelt werden. Zwar sind entsprechende Bemühungen im Gange, die Recyclefähigkeit von Release-Linern steckt aber noch in den Kinderschuhen. In der Regel müssen sie nach wie vor als Abfall gelagert, transportiert und entsorgt werden. Wenn diese Aufwände vermieden werden können, wirkt sich das natürlich auch auf die Umweltbilanz aus. Dazu kommen Platz- und damit weitere Kosteneinsparungen z.B. im Transport, da die Linerless-Rolle nur aus dem Produkt selber besteht. Auch können ohne Verwendung des Release-Liners bei gleicher Rollengrösse mehr Etiketten produziert werden.

Aufbau klassisches Haftlaminat vs. Linerless

Ein Linerless-Etikett setzt sich aus drei Schichten zusammen. Im Wesentlichen ist es ein Stück Thermopapier oder Folie mit einer Silikonschicht auf der Vorder- und Klebstoff auf der Rückseite. Die Information wird unmittelbar vor der Verwendung mittels Thermodrucker gedruckt. Damit dies erfolgreich geschieht, ist bei allen drei Komponenten auf einige Details zu achten.

Warum ins richtige Papier investieren?

Die wichtigsten Kriterien für ein Papier, welches für Linerless-Etiketten verwendet werden soll, ist eine geschlossene Oberfläche, damit das Silikon nicht ins Papier eindringen kann, bzw. eine gestrichene Oberfläche im Fall von Thermopapieren. Dringt das Silikon durchs Papier, schadet das der Verankerung des Klebstoffes auf der Rückseite. Umgekehrt dürfen auch keine Bestandteile des Klebstoffs durch das Papier in die Thermoschicht dringen, da sonst die aufgedruckte Information unlesbar werden kann.  Und schliesslich kann die Papierqualität einen Einfluss auf das Schneidverhalten haben und beispielsweise mehr oder weniger Rückstände am Schneidmesser verursachen.

Die Silikonschicht

Auch die Wahl des geeigneten Silikons ist wichtig. Hersteller von Linerless-Etiketten kaufen entweder eine bereits bestehende Kombination aus Papier und Silikonschicht oder beschichten das zugekaufte Papier selber. Dabei sind einige Details zu beachten: Wenn UV-vernetzende Silikone verwendet werden – und das ist die Regel –, kommt es auf die Viskosität an. Denn bei zu wenig viskosen Systemen besteht die Gefahr, dass nicht mehr ausreichend vernetzt werden kann, wenn das Silikon in die Oberfläche des Papiers eindringt. Umgekehrt muss die Papieroberfläche eine gute Verankerung des Silikons ermöglichen. Ebenso muss beachtet werden, dass die Klebstoff- und die Silikonschicht auf der Rolle in direktem Kontakt stehen: Auch hier darf kein Übertrag von Silikon auf den Klebstoff erfolgen, da sonst dessen Haftungseigenschaften beeinträchtigt werden. Und schliesslich besteht die Gefahr, dass die Thermoköpfe der verwendeten Drucker durch das Silikon verunreinigt werden.

Die Wahl der richtigen Papier-Silikon-Kombination ist also essenziell. Die beste Wahl kann ein wenig teurer sein, hilft aber im Endeffekt, Kosten zu sparen.

Warum in den richtigen Klebstoff investieren?

Dasselbe gilt für die Wahl des geeigneten Klebstoffs, der entscheidenden Komponente eines Linerless-Etiketts. Idealerweise wird die Wahl auf einen Schmelzklebstoff fallen. Ein geeigneter Hotmelt löst sich gut von der Silikonschicht ab, verschmutzt weder die Walzen des Drucksystems noch die Schneideinrichtung und sorgt selbstverständlich für eine sichere Haftung des Etiketts.

Hotmelt-Klebstoffe zeichnen sich aber auch durch eine hohe Anfangshaftung aus. Dadurch kann die Applikation von Linerless Etiketten mit hohem Tempo erfolgen. Gleichzeitig sind Schmelzklebstoffe widerstandfähig gegen Feuchtigkeit und tiefe Temperaturen. Und schliesslich enthalten moderne Hotmelt-Klebstoffe keine schädlichen Chemikalien und sind auch für den Einsatz mit direktem und indirektem Lebensmittelkontakt geeignet.

Und auch hier lohnt es sich, auf ein hochwertiges Produkt zu setzen. Denn gerade die Verunreinigung von Druckerkomponenten wie Walze, Schneidemesser oder Druckkopf führt zu Standzeiten und beträchtlichen Aufwendungen für die Reinigung und Serviceeinsätze durch Fachpersonen. Mit einer geeigneten Hotmelt-Lösung lassen sich rund 1 Million Etiketten drucken und schneiden, ohne dass es zu ernsthaften Ausfällen des Druckers kommt.

Neben Hotmelt Klebstoffen kommen für Linerless-Etiketten auch Dispersionsklebstoffe und lösemittelbasierte Klebstoffe in Frage. Wird eine dieser Varianten gewählt, ist es wichtig, die Empfindlichkeit des Papiers gegenüber Feuchtigkeit zu beachten. Aber ganz unabhängig von der Variantenwahl, ist die richtige Kombination von Klebstoff und Papier das matchentscheidende Element.

Anwendungsgebiete

Das klassische Anwendungsgebiet für Linerless-Etiketten ist der Point of Sale, etwa im Supermarkt, wo Obst und Gemüse von der einkaufenden Person gewogen und dann selbst etikettiert werden. Auch auf gekühlten Produkten haften Hotmelt-Klebstoffe ausgezeichnet. Ebenfalls typisch sind die Frischetheken etwa für Käse, Fleisch oder Fisch, wo der Thekenbediener die eingekaufte Ware in einer Tüte verpackt und diese mit einem Etikett verschliesst, welches sämtliche Informationen enthält.

Überhaupt eignen sich Linerless-Etiketten für sämtliche Anwendungen, wo kurzfristig variable Infos ausgewiesen werden müssen. Aus diesem Grund erobern sie rasch weitere Märkte ausserhalb des Supermarkts: in der Logistik etwa als Versandetiketten auf Karton, in der Medizin, wo personalisierte Untersuchungsproben unmissverständlich gekennzeichnet werden müssen, im Aussendienst, beispielsweise wenn Wartungsergebnisse einer Heizung dokumentiert werden, an Warenein- und -ausgängen, etwa für Umetikettierungen, und schliesslich ganz generell überall dort, wo Etiketten im mobilen Einsatz gebraucht werden. Flexibilität setzt sich durch.

Gibt es überhaupt einen Nachteil?

Da Linerless-Etiketten per Definition keinen Träger haben, können Sie nicht in beliebige Formen gestanzt werden. Direkt von der Rolle abgetrennt, wird ein Linerless-Etikett in der Regel eine mehr oder weniger rechteckige Form aufweisen. Angedeutete Ovale sind jedoch ebenfalls möglich.

Lebensmittelkontakt

Für Materialien, also auch Klebstoffe, die direkt oder indirekt mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, gelten strenge Richtlinien. In der EU werden sie von der Europäischen Kommission festgelegt. Für die Schweiz übernimmt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen diese Aufgabe. In den USA ist es die Federal Drug Administration (FDA), die sogenannte Positivlisten führt.

In Europa muss der «Inverkehrbringer» des Lebensmittels nachweisen, dass für den Verbraucher kein Risiko besteht. Lieferanten unterstützen den Inverkehrbringer dabei, indem sie ihre Proben durch unabhängige Institute prüfen lassen.

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Jörg Speckle

Technical Sales Manager

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